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Klaus Maria Einwanger im Interview

“Profis sollten die Chance nutzen, ihr Spektrum um Themen zu erweitern, die vorher noch nicht auf der eigenen Agenda gestanden haben."

Seit 1990 eine eigene Firma mit heute 20 MitarbeiterInnen, seit 1999 eine Familie mit inzwischen drei Söhnen und seit zwei Jahren noch dazu ehrenamtlicher Geschäftsführer der BFF-Akademie – “da gibt es keine Langeweile!", sagt Klaus Einwanger. Grund genug, den Fotografen darüber zu befragen, was ihn antreibt, bewegt und welche Pläne er mit seinem Team 2023 für die Fortbildungsplattform des BFF hat.

Klaus, was bedeutet für Dich Glück?

Für mich ist meine Familie das größte Glück, mit Kindern groß zu werden und gemeinsam mit ihnen zu versuchen, alles am Laufen zu halten. Meine Familie ist meine Basis, Menschen, auf die ich mich immer verlassen kann. Beruflich ist mein größtes Glück, dass aus vielen Kunden sehr gute Freunde geworden sind.

Was ist Dir an anderen Menschen wichtig?

Ein respektvoller Umgang mit anderen, mit der Natur und auch mit Dingen. Ich mag Menschen, die sich füreinander einsetzen, sich unterstützen und achtsam miteinander umgehen. Eitelkeiten, Überheblichkeit und Neid können mir dafür gestohlen bleiben.

In welcher Hinsicht bist Du ein Prinzipienreiter?

Als Prinzipienreiter fühle ich mich nur in einer Disziplin ertappt: Pünktlichkeit. Die ist für mich, genau wie das Einhalten von Verabredungen, ein Zeichen gegenseitigen Respekts.


Worauf bist du stolz?

Ein bisschen stolz bin ich darauf, dass es meine Firma mit all ihren Höhen und Tiefen seit 1990 gibt und wir bis heute "fast" jeden Tag Spaß haben bei dem, was wir tun.


Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest? Auch im Hinblick auf die aktuelle Zeit?

Ehrlich gesagt, würde ich dann mein berufliches wie privates Leben noch mehr und entspannter genießen. Ich würde expansiver agieren und planen, privat wie beruflich.


Vor welchen Herausforderungen steht die Branche?

Wir stehen vor dem nächsten großen Umbruch. Meines Erachtens wird es in Zukunft in erster Linie "BildmacherInnen" geben, ungeachtet dessen, ob Bilder mit Hilfe von Fotografie, CGI, KI oder einem Mix entstehen, ob "BildautorInnen" dahinterstecken, "Directors of Pictures" oder wie auch immer diejenigen betitelt werden, die künftig visuelle Inhalte kreieren.

Welche Lösungen bietet die Akademie?

Die Akademie bietet keine Lösungen. Die müssen alle Profis individuell und jeweils temporär für sich selbst finden. Die Akademie motiviert, sie unterstützt mit Inhalten und Impulsen, die dabei helfen, die eigenen Möglichkeiten stetig zu erweitern. Gerade für Profis, oder solche, die es werden wollen, ist es wichtig, immer wieder Chancen zu nutzen, das eigene Spektrum zu erweitern und neue Themen zu entdecken, die vorher vielleicht noch nicht auf der eigenen Agenda gestanden haben.

Wäre auch etwas für Dich dabei?

Ich würde ja sehr gern bei allen Meet the Pro-Live-Veranstaltungen dabei sein, aber auch die Online Workshops zu den Themen Akquise, Recht und Repräsentanz finde ich mega spannend.

Was reizt Dich denn besonders am neuen Format “Meet the Pro”?

In diesen Veranstaltungen wird von absoluten Größen der Branche nicht nur viel Wissen vermittelt, sondern noch dazu werden sehr persönliche Geschichten und Eindrücke geteilt – ich würde hier jeden Satz wie ein Schwamm aufsaugen und sicher mit vielen neuen Inspirationen nach Hause gehen.

Wie schaffst du es am Ball zu bleiben?

Am Ball bleiben heißt für mich auch abzuwägen, was zu einem passt, welchen, vor allem technischen Entwicklungsschritt man mitgeht und was man einfach erst einmal nur beobachtet. Es bedeutet nicht, auf jeden Zug aufzuspringen. Dein Zug sollte immer in die Richtung fahren, die Du nehmen willst. Am Ball bleiben heißt auch, den eigenen Stil und die eigene Interpretation immer wieder neu zu definieren und sich auszuprobieren. "Zu gefallen" darf nicht das Leitmotiv sein.

Was liebst du an deiner Arbeit am meisten?

Am spannendsten finde ich die Zusammenarbeit im Team und die immer neuen Herausforderungen, vor denen man jeden Tag steht. "Every Day Beginners" ist ein Motto, welches für mich etwas sehr Spielerisches hat.


Worüber ärgerst du dich im Job?

Wenn die Erwartungen der Kunden an die Quantität höher sind als an die Qualität.


Wie entspannst du?

Entspannung, Erholung kann für mich in jedem Moment stattfinden, den man sich dafür, vielleicht auch nur kurz, herausnimmt. Wenn ich mir aber zusätzliche Zeiträume schaffen kann, dann gehe ich super gerne in die Berge.

Und hast Du einen Lieblingsberg?

Mein Hausberg ist der Brünnstein in den Bayerischen Voralpen. Seit fast 50 Jahren gehe ich da schon hoch.

Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?

Auch schon in sehr jungen Jahren. Tatsächlich habe ich mich schon mit 12 Jahren entschieden, Fotograf zu werden, ohne eine wirkliche Vorstellung davon zu haben, was dieser Beruf eigentlich bedeutet. Mit 19 Jahren war ich dann selbständig und mit 23 Jahren Inhaber eines Studios. Ich war immer irgendwie am Machen, ohne dabei den ganz großen Plan zu haben. Daran habe ich bis heute festgehalten.

Gibt es einen Schlüsselmoment in deinem Beruflichen Leben?

Mein berufliches Leben hat durch die Chance, BFF Professional zu werden, zusätzlich an Qualität gewonnen und neue Inhalte bekommen. Das Netzwerk, der gegenseitige Austausch und die Veranstaltungen quer durch Deutschland waren und sind für mich immer wieder Inspiration und Motivation. Ich erinnere zum Beispiel noch gut, wie extrem lebendig und kreativ ich den BFF gleich bei meinem ersten Aufschlag 2015 in Hamburg erlebt habe und wie großartig die Vorstandstreffen in Zingst waren. Da gab es zahlreiche Schlüsselmomente.

Was war dein größtes Abenteuer?

Die Arbeit an meinem Buch “TAXI DRIVERS”. Die Recherche, die Organisation, die intensiven Begegnungen in den drei Weltstädten New York, London und Tokyo haben mich nachhaltig beeindruckt und verändert.

Gibt es eine Geschichte oder eine Person, die dich dabei besonders beeinflusst hat?

Die Begegnung mit Mohammad Tipu Sultan von der TAXI WORKERS ALLIANCE in New York werde ich nie vergessen. Das ganze Büro war voll mit Plakaten für Demos und Fact Sheets über die desolate Entwicklung der Branche, mit Aufrufen und Hilfsangeboten der Gewerkschaft. Tipu selbst kämpferisch mit einem klaren Blick für das, was getan werden muss. Er bleibt für mich ein Symbol des immerwährenden Kampfes zwischen den Systemen – ich werde ihn nie vergessen.

Wo holst du dir Inspiration und Motivation?

Motivation und Inspiration hole ich mir aus Begegnungen und Gesprächen. Die Faszination liegt im Austausch, den verschiedenen Gedankenwelten und Blickwinkeln.


Welche kreativen Menschen und Projekte haben dich besonders beeindruckt?

Der Fotograf Albert Watson war in meinen ersten Jahren immer Inspiration und seine Bilder Begleiter meines beruflichen Einstieges. Sein Buch CYCLOPS begeistert mich bis heute. Es beinhaltet viele Facetten der Fotografie in einer klaren, stringenten Bildsprache.

Was nimmst du aus dem letzten Jahr mit?

Dass wir in einer irren und wirklich "verrückten" Welt leben, in der wir einzelnen Personen erlauben, mit ihrer egoistischen und gefährlichen Politik das Wohl und das Leben von Millionen zu riskieren. Und dass wir es trotz größter realer Katastrophen immer noch nicht schaffen, das globale Zusammenleben zur wichtigsten Priorität zu machen. Für mich war dies auch der Schlüssel dazu, aus meiner zunächst redaktionell gedachten “TAXI DRIVERS"-Strecke ein Buch mit klarer Botschaft an die individuelle Verantwortung und die Kausalität unseres Handelns zu machen.


Was hast du dir persönlich vorgenommen?

To stay happy and healthy …

Und wohin soll sich die BFF Akademie entwickeln?

Mein persönlicher Wunsch ist es, dass wir mit dem Angebot der BFF Akademie im Bildungsmarkt ebenso relevant werden, wie es der BFF e.V. schon seit 50 Jahren für BerufsfotografenInnen ist. Die BFF Akademie ist der erste Player am Bildungsmarkt für FotografenIinnen, der eine klare Ausrichtung auf Profis hat. Sie soll ein eloquenter Partner für Wissensvermittlung im Rahmen des BFF sein, um beständig zukunftssichernde Informationen und Inspiration mit Berufskollegen zu teilen.


Danke Dir für die persönlichen Einblicke, Klaus!

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